Zum Begriff „Kommune“
Community ist die Kombination sozialer
Einheiten und Systeme, und impliziert
Verbindungen sowie geteilte grundlegende
Überzeugungen, Lebensumstände, Prioritäten,
Sorgen oder Beziehungen. Dabei umfassen die
sozialen Einheiten oder Systeme die Familie,
Freunde, Nachbarn, Klubs und organisierte
Freizeitgruppen, Vereine, kirchliche
Institutionen, lokale Politik und
Interessenvertretungen sowie lokale Medien.
Diese Gruppierung ist weit mehr als eine
rein geographisch definierte Gemeinde, denn
Beziehungen werden als Basis der
Gemeinde angesehen
(Chaskin, 1997),
zu denen die folgenden zählen:
- soziale Beziehungen (Verwandtschaft,
Freundschaft etc,)
- funktionale Beziehungen
(z.B. bzgl. Produktion und Transfer von
Gütern)
- kulturelle Beziehungen
(Religion, Tradition, ethnische
Identität)
- umständehalber bestehende
Beziehungen
(z.B. aufgrund des gleichen
Lebensstiles)
Dr. Karina Weichold,
Universität Jena
Aus: Villarruel, Perkins, Broden & Keith
(2003). Community Youth Development,
Programs, Policies and Practices. Thousand
Oaks: Sage.
Jugendentwicklung findet nicht nur in einem
Kontext (z.B. der Familie) oder in
isolierten Lebenswelten statt. Eher ist es
so, dass Kinder und Jugendliche in
verschiedenen Ökologien eingebettet sind, in
denen sie, ihre Familien und Freunde leben
und interagieren.
Eltern und auch andere Mitglieder einer
Gemeinschaft (Kommune) wie Lehrer oder
Berater haben ähnliche Ziele und Fragen:
„Was kann getan werden, damit unsere
Gemeinschaft eine optimale Entwicklung für
alle Kinder und Jugendlichen fördern kann? “
oder
„Was können wir gemeinsam dagegen tun, dass
unsere Kinder und Jugendlichen weniger
Probleme haben?“
Man ist sich mittlerweile sicher: Programme
und Maßnahmen in Isolation (z.B. nur in
einem therapeutischen Setting) können nicht
in dem Maße wie gebündelte Aktionen in der
gesamten Gemeinde eine positive Entwicklung
bei Kindern und Jugendlichen fördern.
Im Rahmen von gemeinde-orientierten
Interventionsmaßnahmen sollen
Schlüsselpersonen in verschiedenen Kontexten
(Politik, Kindergarten, Schule, Familie,
Jugendklub etc.) mobilisiert (auch
angereichert durch Trainings und
Informationen etc.) werden. Gemeinsam soll
eine Landschaft geschaffen werden, die
vielfältige Optionen zum Erlernen,
Ausprobieren und Fördern von positiven
Eigenschaften bei Kindern und Jugendlichen
bilden. Dabei sollten die Maßnahmen
innerhalb der Kommune gebündelt und
Programme vernetzt werden.
Die „Kommune“
wird im Rahmen des „Thüringer
Bildungsmodells“
(im Sinne der o.g. Community- Definition)
sowohl als
- Gebietskörperschaften als auch als
- Gemeinwesen
- Sozialraum und
- Gemeinschaft
betrachtet und von den Antragstellern –
unter im Folgenden beschriebenen Kriterien –
als eigenes sozialräumlich ausgerichtetes
Konzept verstanden.
Es wird bewusst darauf verzichtet, Typen von
Kommunen
(z.B. Großstadt-Teil oder ländliche Gemeinde
oder Kreisstadt) vorab zu definieren. Die
Anliegen, Zielstellungen und das
Entwicklungspotenzial der Anträge werden
Vorrang vor einer solchen Festlegung haben,
wobei selbstverständlich ein hohes Interesse
an der Arbeit unter unterschiedlichen
Rahmenbedingungen besteht.
Auf der Basis der eingereichten Anträge wird entschieden, ob 3 oder 4 Modell-Kommunen begleitet werden.
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